Kapelle St. Margareta auf St. Margrethenberg
In alten Zeiten hiess der Berg nicht Furggels und auch nicht St. Margrethenberg, sondern Mons Sanpans (oder Sempania, Sepaune, Sapaus, Sampans). Was dies genau bedeuten soll, weiss man nicht.
Professor Dr. Hans Stricker, Grabs, neigt dazu, dass der Name sogar in die vorrömische Zeit zurückreichen könnte. Der Name sei sicher nicht deutsch aber auch nicht romanisch, ansonst hätte man den Namen ausdeuten können.
Die Kapelle ist im 12. Jahrhundert dem heiligen Salvator (Jesus, dem Retter) geweiht. Die hleilige Margareta genoss in der Abtei Pfäfers im Hochmittelalter grosse Verehrung. Später gibt die Patronin die heilige Margareta dem Berg (St. Margrethenberg) seinen Namen.
Ein um 1250 aufgesetztes Urbar verzeichnet jährliche Natural- und Geldabgaben zu Gunsten der Kapelle. Explizit wird die Siedlung 1241 als Sapaus erwähnt. Dieser Zeitpunkt fällt in eine Phase des intensivierten Landesausbaus durch die Abtei in den ihr gehörenden Rodungsgebieten. Der spärlichen Bevölkerung der neuen Alpen diente die Kapelle als Gotteshaus. Im gleichen Kontext ist die heilige Margareta, die auch für eine gute Ernte und reiche Erträge besorgt ist, als Patronin funktional auszulegen. Gewiss ist auch die ganz in der Nähe der heutigen Kapelle sich befindende Liegenschaft Sennhus ein weiteres Indiz für den ursprünglichen Zweck: Beim Sennhus (Baubeginn 1706) handelt es sich um einen ehemaligen klösterlichen Abgabeort für Alpzinsen (z.B. in Form von Käse). Aber auch um eine Art Personalhaus für Alpbauern, Brüder und Knechte. Daraus erklärt sich auch die Geräumigkeit der Liegenschaft Sennhus. Die Kapelle St. Margareta war demnach ein Bitt- und Dankort für den von der Landwirtschaft und Alpproduktion existenziell abhängige und zur Grundzins- und Zehntabgabe hierher kommende Bevölkerung.
1703 wird die Kapelle durch eine Lawine beschädigt. 1708 wird sie an der heutigen Stelle wieder aufgebaut.
Die heilige St. Margaretha
Patronin der Kapelle und damit des gesamten Berges wurde die heilige Margaretha, eine Jungfrau und Märtyrerin aus Kleinasien (Antiochien). Margaretha gilt als St. Georg der Frauen. Sie gehörte, wie auch St. Georg, zu den 14 Nothelfern.
Die Menschen riefen sie bei Viehseuchen und anderen Naturplagen, wie Ungeziefer, Schädlingen, Stürmen, Gewittern und Lawinen an.
Zum anderen kam es mit dem so genannten Margarethenlied, einem der ältesten rätoromanischen Lieder, welches zu einem Fruchtbarkeitskultus gehörte, zu einem Missverständnis. Dieses Lied stammt aus der vorchristlichen Zeit und hat sich im rätoromanischen Raum bis ins 20. Jahrhundert gehalten. Es erzählt eine heidnische Sage von einer Sennerin, welche auf der Grossalp lebte und sich als Mann verkleidete.
Als ihr Geheimnis vom Küher entdeckt wurde, floh sie vom Kunkels herunter über Vättis, Vadura, den Ragoler-Berg hinauf, dann über den Tristelikopf hinunter über den Berg nach Pfäfers, am St. Georg vorbei, dessen Glocke so stark läutete, dass der Hallen herausgefallen sei, ins Unterland hinaus.
Diese Margareta ist eine vorchristliche, heidnische Gottheit der Alpenfruchtbarkeit, die Segen oder Verderben austeilen konnte.
Oft wurden die beiden Margarethen miteinander verwechselt. Dabei wurde ja gerade die heilige Margaretha von den Christen als Ablösung von den heidnischen Fruchtbarkeitsgöttinnen eingesetzt. Auf alle Fälle hat das Hochtal mit Bezug auf diese beiden Personen den Namen St. Margrethenberg erhalten.
Quellen:
Kulturobjekte in der Gemeinde Pfäfers erstellt im Auftrag der Politischen Gemeinde Pfäfers 1997 von Josef Riederer-Ludwig, Pfäfers
Die Gotteshäuser von Pfäfers von Johannes Huber Herausgeber: Katholisches Pfarramt Pfäfers, Pfäfers 2012