Walsersiedlung St. Martin
Von etwa 1300 bis zum Jahr 1652 war das wilde Calfeisental westlich von Vättis von freien Walsern ganzjährig bewohnt. Eingewandert waren die ursprünglich aus dem Gebiet Obergoms im Wallis stammenden Walser vielleicht von ihren Höfen in Bargis, oberhalb von Flims, über die Trinser Furgga. Verlassen haben das Calfeisental als letzte ganzjährige Bewohner die Familie Sutter in Richtung Vättis. Geblieben sind im Calfeisental deutsche Flurnamen, die an ihre Besiedlung erinnern: Rathausboden, Ammansboden, Ebni, Egg, Friedhöfli und Chilchli. Hauptsächlicher Zeitzeuge der Freien Walser ist ihr Kirchlein St.Martin, erbaut laut dendrochronologischer Untersuchung ums Jahr 1312. St.Martin war religiöses Zentrum nicht nur der Walser im Calfeisental, sondern auch ihrer Volksgenossen im Weisstannental und wahrscheinlich noch weiterer Walsergehöfte in der weiteren Umgebung, zum Beispiel auf dem Vättnerberg. Dass Walser ausgewanderte Walliser sind, ist in alten Urkunden klar ersichtlich, zeigt sich aber auch an der walserischen Sprache und Kultur. Im Walserkirchlein St.Martin stammen die Figur "Madonna mit Kind" und das Christuskreuz aus der Zeit der Walsereinwanderung. Gegenüber dem Kirchlein steht das doppelstöckige Walser-Wohnhaus, dessen Jahrzahl 1588 noch lesbar ist. Aufs ganze Calfeisental verstreut sind vor allem auf der Sonnenseite unzählige "Hosteten" zu finden: Vertiefungen im Boden, die auf frühere Gebäude hinweisen. Die einzigen beiden noch bestehenden Walser-Bauten des Calfeisentals stehen aber in St.Martin. Das Kirchlein ist im Besitz der Katholischen Kirchgemeinde Vättis. Es wird noch für Gottesdienste genutzt. Zufahrt: ab Staudamm nur zu jeder vollen Stunde für 20 Minuten. Ein Besuch lohnt sich - hier ist die Zeit stehengeblieben und man fühlt sich wie in einem Freilichtmuseum.